Newsletter XIII
Liebe Mitglieder: innen,
liebe Kolleg:innen und Fachkräfte,
das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und wir möchten kurz vor Weihnachten über einige Neuigkeiten und Veränderungen informieren:
Bericht Konferenz „Sprachdeprivation“ Berlin
Am 1. und 2. September 2022 fand die Fachtagung „Taube Menschen mit Sprachdeprivationserfahrungen“ in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität Berlin in deren Räumlichkeiten Unter den Linden 1 statt.
Ursprünglich war die Planung für die Durchführung dieser Konferenz 2020 angelegt. Ein Jahr vorher, 2019 wurde von MhDeaf eine Förderung durch die Kämpgen Stiftung beantragt und positiv beschieden. Die Pandemie machte mehrfache terminliche Verschiebungen notwendig. Bis kurz vor Beginn (August 2022) gab es viele Unklarheiten über die genaue Art der Durchführung und die Regeln für alle anwesenden Personen. Eine besondere Herausforderung stellte die Beauftragung von Dienstleistern (Gebärdensprach-, Flüster- und Schriftdolmetschern, Cateringunternehmen, Technik an der Uni Berlin) dar, da sich deren wirtschaftliche und personellen Bedingungen in den vergangenen 2 Jahren massiv geändert haben. Rechtzeitig erteilte Zusagen wurden zurückgenommen, die kurzfristige Suche nach Ersatz-Dienstleistern war enorm schwierig.
Die Qualität des Rahmens (Catering, Dolmetschen, Technik) war vermindert, jedoch erfreulicherweise nicht die inhaltliche Fachqualität. Insgesamt kamen etwa 100 Fachkräfte aus Deutschland sowie Österreich aus verschiedenen Berufssparten (Psychologen, Psychotherapeuten, Sozialpädagogen, Lehrkräfte, Dolmetscher, wissenschaftliche Mitarbeiter, Frühförderer, Referenten Deutsche Gehörlosenjugend) zusammen, davon ein Großteil taub. Über zwei Tage fand eine intensive Fortbildung mit viel Inhalt, Austausch und Reflexion statt. Viele Teilnehmer: innen nahmen neue Impulse für ihre Einrichtungen und Organisationen mit. Donnerstagabend, der 1. September war für einen gemeinsamen Restaurantbesuch für freies Networking reserviert.
Innerhalb der Deaf Community nehmen die US-amerikanischen Entwicklungen eine Vorreiterstellung ein und die Einladung eines US-amerikanischen Referenten trug zu einer erweiterten Sichtweise auf hochaktuelle Themen wie Diversity, strukturelle Diskriminierung, Audismus, Privilegien und Marginalisierung bei. MhDeaf erhielt viel positives Feedback und plant die thematische Weiterarbeit in Arbeitsgruppen in 2023.
Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB)
Im September 2022 erreichte uns überraschend die Nachricht, dass unsere EUTB-Beratungsstelle in Köln nicht mehr weiter gefördert werden kann. Die Begründung war, dass unser Beratungsteam hinsichtlich der Qualifikation der Mitarbeitenden nicht so divers sei, wie die der anderen Bewerber in Köln. Unsere Mitbewerber hatten jeweils 5 Personen für 3 Stellen vorgesehen und wir lediglich 3 Personen. Mithin galten unsere Mitbewerber als diverser aufgestellt.
Viele andere EUTB-Beratungsstellen, in denen Personen arbeiten, die taube und taubblinde Menschen beraten können, werden in 2023 nicht weiter gefördert. Eine Recherche, die wir im September 2022 durchgeführt haben, hat ergeben, dass dies 50% der Stellen betrifft. Lediglich
Bayern und Baden-Württemberg haben keine dieser Stellen gestrichen. Das bedeutet für viele Bundesländer in Deutschland, dass es gar keine Anlaufstellen für taube und taubblinde mehr gibt.
Wir haben selbstverständlich Widerspruch eingelegt und wurden dazu angehört. Mit der Anhörung wurde aber schon angekündigt, dass es geplant sei, unseren Widerspruch abzulehnen. Die Entscheidung steht zum jetzigen Zeitpunkt noch aus. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass unser Widerspruch erfolgreich sein wird.
Im Rahmen des Widerspruchsverfahrens haben wir diverse Politiker und Personen in den Ministerien angeschrieben und zudem einen DeafMob organisiert ( https://deafguidedeaf.de/), an dem sich viele taube und auch hörende Menschen beteiligt haben. Auch mit Frau Prof.
Degener (Mitinitiatorin der UN-BRK) haben wir über den bundesweit fehlenden Zugang zu Beratungsstellen und Therapiemöglichkeiten für taube und taubblinde Menschen gesprochen. Als Juristin hat sie uns bestätigt, dass es sich bei den fehlenden Zugängen um eine ‚Mittelbare Diskriminierung‘ – so der juristische Fachausdruck -handelt.
In 2023 werden wir gegen diese Art der Diskriminierung weiterkämpfen und erwägen eine Klage dagegen. Jeder und jede die dazu weitere Ideen hat oder sich mit uns engagieren möchte, kann sich gerne mit dem Vorstand von mhDeaf e.V. in Verbindung setzen.
Neuwahlen Vorstand
Im Oktober 2022 wurde der MhDeaf Vorstand neu gewählt.
Dr. Klaudia Grote ist nun 1. Vorsitzende, als 2. Vorsitzende ist Christine Linnartz gewählt.
Josephine Tanke, Nina Dombrowski (Schatzmeisterin) und Gabriel Linnartz sind Beisitzer.
Der neue Vorstand bedankt sich bei der ehemaligen 1. Vorsitzenden Sofia Wegner ganz herzlich für ihre sehr gute Arbeit und wünscht ihr alles Gute. Sofia Wegner schließt nicht aus, dass sie in Zukunft nochmal in den Vorstand von mhDeaf e.V. zurückkehren wird, was wir natürlich alle sehr begrüßen würden.
Anfragen und Netzwerkarbeit
Den Vorstand erreichen gelegentlich Anfragen zu Themen, die an alle Mitglieder gestreut werden können. Wir würden diese Anfragen auch in Zukunft gerne an die Personen weiterleiten, die wir für kompetent in der Beantwortung der jeweiligen Frage halten. Falls jemand davon ausgenommen werden möchte, so würden wir uns über eine kurze Nachricht freuen und dies in Zukunft berücksichtigen.
Mitgliedsbeiträge 2022
Anfang 2023 werden wir die Mitgliedsbeiträge für 2022 per SEPA-Lastschriftmandat einziehen. Da im letzten Jahr sehr viele Konten entweder nicht gedeckt oder aber aufgelöst waren, bitten wir Euch darauf zu achten, dass das angegebene Konto gedeckt ist oder Ihr uns frühzeitig Eure geänderten Kontonummern mitteilt, damit es nicht wieder zu so vielen Rückläufern wie im letzten Jahr kommt. Letztere sind leider sehr teuer.
Stellenausschreibung
Eine Stellenausschreibung in Hamburg für Erziehungshilfe e.V. gibt es hier.
Arbeitsgruppen mhDeaf e.V. 2023
In der ersten Sitzung des neuen mhDeaf e.V.-Vorstands wurde für 2023 vereinbart, dass wir mehrere Online-Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen bilden möchten. Ziel soll es sein, entweder notwendige gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen oder sich gegenseitig auszutauschen und zu unterstützen.
Falls von Euch noch jemand ein spezielles Thema hat, zu dem sie/er gerne eine Arbeitsgruppe bilden möchte, dann teilt uns das Thema mit. Wir werden Anfang des Jahres eine Liste mit Vorchlägen für Arbeitsgruppen an alle Mitglieder schicken und erfragen, wer wo mitarbeiten möchte.
Wir hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr viel bewegen können und wünschen allen Mitgliedern und Freunden von mhDeaf e.V. frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2023.
mhDeaf Vorstand
(Klaudia Grote. Christine Linnartz, Nina Dombrowski, Josefine Tanke, Gabriel Linnartz)